Fr 14.2. - 20:15 Uhr - Eintritt 5 €, ermäßigt 3 €

Kino im Quartier – Letztes Jahr Titanic

Letztes Jahr Titanic R: Andreas Voigt, (DDR 1990, 101 Min)

Lebengeschichten und Schicksale, Alltagsgeschichten,Menschen in Leipzig. Wie erleben sie dieses Jahr? Gedreht von Dezember 1989 bis Dezember 1990. Wahlkämpfe und Wahlen, die Einführung der D- Mark, die Freiheit des Reisens, die zunehmende wirtschaftliche Unsicherheit – schließlich die Auflösung ihres Landes, das Ende der DDR und die deutsche Einheit.

TITAN_6_Junge-Leute-im-Leipziger-Abrissgebiet-Connewitz_Copyright_DEFA-Stiftung_Sebastian_Richter.jpg

Wolfgang, der Kumpel aus der Gießerei, war in den 1960er Jahren zweimal wegen „versuchter Republikflucht“ im Gefängnis. Er will schnell in den Westen, da er dort statt 1000 Ostmark 3000 Westmark verdienen würde. Eine Arbeitsstelle und eine Wohnung in Mainz hat er wohl auch schon. Ein Jahr danach ist er immer noch nicht weg, inzwischen aber auf Kurzarbeit gesetzt.

In einer Gaststätte, in der Nähe der Gießerei, hat Sylvia ihren letzten Arbeitstag. Sie macht ihre Kneipe zu, ihr Mann hat schon Arbeit in Bayern. Zur Verabschiedung sind auch mehrere mosambikanische Arbeiter aus der Graugießerei gekommen, spielen und singen Lieder aus ihrer Heimat. Für einige deutsche Anwesende ist das Veranlassung, sich rassistisch zu äußern. Ein älterer Hilfsarbeiter sagt über seine Zukunft: „Wenn die Dreckbude hier dichtmacht, bin ich für immer draußen.“

Sehr viel tiefgründiger äußert sich Renate, eine ehemalige Journalistin der Leipziger Volkszeitung, über ihre ideologischen Verirrungen, Zwänge und Verdrängungssyndrome, über erfahrene Stasi-Repressalien, Schuld und Verantwortung. Sachlich schildert sie das typische Szenario aus Verführung, Vergewaltigung, Hingabe, den Missbrauch ehrenwerter Gefühle und Ideale und die existentiellen Krisen. Die Schilderungen Renates gehören zu den eindringlichsten Szenen des Films.

Die vierzehnjährige Schülerin Isabel begeistert sich für den Politcharmeur Gregor Gysi und sieht ihre Zukunft darin, doch schweren Herzens ihren Grufti-Look aufzugeben, um einen Aufstieg im bürgerlichen Leben zu versuchen. Sie verbringt ihre Zeit mit Gleichaltrigen in den Abrisshäusern Leipzigs, da anderweitige Anlaufpunkte für die Jugendlichen weggefallen sind.

John bleibt radikal, ein Redskin mit Glatze und Kampfanzug. Gegen die verhassten Faschos helfe nur der Straßenkampf. Nebenher betreut er einen behinderten Rentner aus der Nachbarschaft. In der besetzten Wohnung eines unbewohnten Hauses hört er in stillen Stunden das Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart.

Und ein Volkspolizei-Major fordert für die krisenbelastete Zukunft selbstbewusst längere Schlagstöcke und stabilere Schutzschilde, da die DDR-Ausrüstung der Polizei völlig veraltet sei. Ein erstes Polizeiauto aus dem Westen ist bereits eingetroffen, welches er voller Stolz vorführt. (Quelle Wikipedia)