Do. 24.4. 19:00 Uhr Eintritt frei, Spenden willkommen

Festung Berlin

Wir wissen das alles, kennen die Bilder, aber eine Gesellschaft verständigt sich mittels des Rückblicks über ihr Geschichtsbild:

Die "Festung Berlin" war eine Fiktion. Auf zehn Russen kam ein Hitlerjunge bis die Kapitulation die fürchterliche Verlustliste des Kriegsendes schloß.

1985 bestand  die Leistung von Andreas Schmidt in seinem  preigekrönten Film zum  50.Jahrestag des Kriegsendes in der verlorene Stadt.   darin,Erinnerung als Neubewertung zu dokumentieren. Man gewinnt eine Vorstellung davon, wie das damals  war, weil Schmidt in seinem nicht wertenden, nicht kommentierenden Film allen gerecht wurde ,nicht erklärt, sondern seinen Gegenstand, die "Festung Berlin", nur von allen Seiten zeigt.

Barbara Sichtermann  schrieb 1995 über Andreas Christoph Schmidts wohlgelungenen Film über die Schlacht um Berlin. (SFB 1985)

"Wir sehen die bereits bekannten Bilder - und mehr: Zeitzeugen, wie sie im nächsten Jahrtausend so beredt nicht mehr dasein werden. Wir sahen den ehemaligen Hitlerjungen, der mit seiner Panzerfaust losmarschiert ist, den versteckten Juden, der nach zwei Jahren vom Dachboden wieder auf die Straße konnte, den französischen SS-Mann von "Charlemagne", der zur Verteidigung der "Festung" eingerückt war, den russisch-jüdischen
Photographen, der sich wunderte, warum die Frauen, besiegt, geschlagen, vergewaltigt, auf der Straße lachten. Die Leistung Schmidts besteht darin, daß er in seinem nicht wertenden, nicht kommentierenden Film allen gerecht wurde: den Kriegsverlierern und den Siegern, den Soldaten und den Zivilisten, den Deutschen und den Russen, den Gefallenen, Massakrierten, Aufgehängten und den Überlebenden. Man gewinnt eine Vorstellung davon, wie das damals war, und zwar, weil Schmidt nicht erklärt, sondern seinen Gegenstand, die "Festung Berlin", nur von allen Seiten zeigt. Aber was heißt "nur". In dem Blick auf alle Seiten, im Rundblick, liegen Kunst und Privileg des Rückblicks."